"True Grit" lässt sich schwer ins Deutsche übersetzen, es bedeutet soviel wie Zähigkeit, innere Härte, Unbeugsamkeit, Echtheit. Wenn jemand nicht umzubringen ist und immer wieder aufsteht, um seinen Weg zu gehen, dann hat er "true grit". Wie man sich die Menschen vorstellt, die im 19. Jahrhundert im Wilden Westen gelebt haben.
So wie die 14-jährige Mattie Ross (Hailee Steinfeld), die plötzlich mutterseelenallein auf der väterlichen Ranch steht. Ihre Mutter ist lange tot, und jetzt hat einer der Saisonarbeiter, der gewalttätige und ständig besoffene Tom Chaney (Josh Brolin), auch noch ihren Vater umgebracht. Chaney ist mit allen Pferden und dem ganzen Vermögen von zwei Goldstücken in die Prärie abgehaut. Mattie beschließt, ihn zu finden, um den Mord zu sühnen und um ihren rechtmäßigen Besitz zurückzukriegen.
Natürlich kann sie das nicht selbst bewerkstelligen, sie ist ja noch ein Kind. Also erkundigt sie sich in der Stadt nach den besten Männern für den Job. Ihre Entscheidung fällt schließlich auf U.S. Marshal Reuben J. Cogburn, genannt Rooster (Jeff Bridges), denn er wurde ihr als der gnadenloseste von allen beschrieben.
Also kratzt Mattie ihr letztes Geld zusammen, um Rooster anzuheuern. Der, ein zynisches, lebensüberdrüssiges, saufendes Raubein, hat aber überhaupt keine Lust, sich von einem kleinen Mädchen in den Dienst nehmen zu lassen. Durchaus interessiert ist allerdings der geschwätzige und reichlich unerfahrene, aber schwer determinierte Texas Ranger LaBeouf (Matt Damon in seinem allerersten Coen-Film). Der ist nämlich schon seit Monaten hinter Chaney her, wegen eines früheren Mordes, den Chaney in Texas begangen hat – und dem damit verbundenen Kopfgeld.
Nach einigem Hin und Her lässt sich Rooster breitschlagen, gemeinsam mit LaBoef auf die Suche nach Chaney zu gehen. Und Mattie besteht so hartnäckig darauf, ebenfalls mitzukommen, dass er sogar dazu einwilligt – auch wenn sowohl Rooster als auch LaBoef zutiefst davon überzeugt sind, dass ein nerviges Kind in der Prärie nichts verloren hat, schon gar nicht, wenn es um die Jagd nach einem gewaltbereiten Schwerverbrecher geht.
Irgendwann ist dann das ungleiche Trio doch gemeinsam unterwegs. Ein beinharter, tödlicher Ritt durch eine feindliche Landschaft, ständig der Gefahr ausgesetzt, Banditen in die Hände zu fallen. Trotzdem bleibt immer genug Zeit für Streitereien – vor allem die beiden Männer kriegen sich immer wieder in die Wolle. Keiner will den anderen als Autorität anerkennen – Rooster hält LaBoef für ein dämliches Greenhorn, LaBoef Rooster für einen besoffenen Loser, und immer wieder ist es Mattie, die mit ihrer Halsstarrigkeit die beiden dazu bringt, sich zusammenzuraufen und weiterzureiten. Doch als sie endlich Chaney tatsächlich aufspüren, muss sich erst zeigen, wer hier aus dem härtesten Holz geschnitzt ist …
True Grit ist die Verfilmung von Charles Pontis’ gleichnamigem Roman, der 1969 schon einmal zu Leinwandehren kam: Henry Hathaways später Western (dt. Titel: Der Marshal) mit John Wayne als Rooster Cogburn (in Nebenrollen: Robert Duvall und Dennis Hopper) verhalf Wayne zum einzigen Oscar seiner Karriere. Die Version von Joel und Ethan Coen ist nun gleich für zehn Oscars nominiert (in den Sparten Film, Regie, Drehbuch, Hauptdarsteller, Nebendarstellerin, Kamera, Ausstattung, Kostümdesign, Tonmischung, Tonschnitt). Fargo, The Big Lebowski, O Brother, Where Art Thou, No Country for Old Men etc. etc., und jetzt auch noch ein Western: Die Coen-Brothers haben schon so viele Meisterstücke abgeliefert, aber sie wiederholen sich nie, und immer schaffen sie es, ihr Publikum zu überraschen. Mit Western ist das ja immer so eine Sache: Alle Filmemacher träumen davon, einen zu machen, aber selten träumt das p.t. Publikum davon, einen zu sehen. True Grit allerdings, wunderschön gefilmt und clever inszeniert, wurde in den USA zum echten Kassenschlager und wird von vielen Kritikern als der bisher zugänglichste und massentauglichste Film der Coens bezeichnet. Aber es wären nicht die vielgepriesenen Filmbrüder, wenn nicht auch ihr neuester Streich trotz der grimmigen Story voll gespickt mit ihrem typischen Humor wäre. Und selbst wenn im Wilden Westen natürlich raue Sitten herrschen, ist True Grit auch der vielleicht "jugendfreiste" Film der Coens, die ja sonst weder vor blutigsten Details noch drastischen Anspielungen zurückschrecken. "Ich fand es sehr interessant, dass die Hauptfigur der Geschichte ein Kind ist", meint Joel Coen. "Wir haben so etwas noch nie gemacht. Und jetzt ist es ein Film geworden, den sich durchaus auch die Kids anschauen können!" Vor allem Kids mit sehr gutem Filmgeschmack.