Sayers (Natalie Portman) ist eine schüchterne, sehr zerbrechlich wirkende Ballerina. Sie ist perfektionistisch veranlagt, tanzt aber trotzdem immer eher in der zweiten Reihe. Wie alle Tänzerinnen träumt sie von der großen Solokarriere. Auf eine sehr subtile Art wird sie von ihrer Mutter (sehr beeindruckend: Barbara Hershey) angetrieben. Nina wird von ihr wie ein kleines Kind umsorgt, abends dreht ihre Mom noch die Spieluhr auf, ihr Zimmer ist überfüllt mit Kuscheltieren. Das allein ist schon gruselig. Hinzu kommt noch etwas sehr Angstmachendes, das von der Mutter ausgeht. Sie erinnert ein wenig an die bösen Haushälterinnen aus den Hitchcockfilmen. Jeden Moment erwartet man ein Messer, das gezückt wird. Das passiert aber nicht. Ihre einzige Waffe ist eine Nagelschere, mit der sie Nina die Nägel so kurz schneidet, bis dass das Nagelbett blutet. Für Nina wird der
Dieser von Natalie Portman furios dargestellte Charakter, um den sich in "Black Swan" alles dreht, bescherte ihr gerade völlig verdient einen Golden Globe, womit sie zwangsläufig auch eine heiße Oscar-Kandidatin ist. Die Rolle lässt Erinnerungen an Heath Ledger hochkommen. Als er an einer Überdosis Tabletten verstarb, meldeten sich schnell die Psychiater zu Wort. Sie hielten es für unverantwortlich, dass einem psychisch sehr labilen Menschen die Rolle des irren Jokers gegeben worden ist. Genauso verkraftet ein Mädchen wie Nina, die ihre Grenzen komplett überschreitet, solch eine anspruchsvolle, beinahe schizophrene Rolle nicht. Der diabolische Thomas nutzt das schamlos aus und spielt lustvoll seine Psychospiele. Für sein eigenes Ego geht er über Leichen. Ausgediente Lieblingskünstler sortiert er gnadenlos aus. Eine davon ist die von Winona Ryder sehr gut dargestellte Beth Macinty.
Regisseur Darren Aronofsky ("The Wrestler") hat ein echtes Meisterwerk abgeliefert. Sein bis in die Nebenrollen grandios besetzter Film ist einfach nur der helle Wahnsinn. Wer ein Ballettfilmchen erwartet, in dem schwerelos anmutende Choreografien im Tutu getanzt werden, hat sich regelrecht geschnitten. Aronofsky wollte einen Blick hinter die Kulissen ermöglichen. Hier wird gehauen und gestochen, gekeucht und gekämpft, das Blut und der Schweiß fließen in Bächen. Mit dokumentarisch anmutenden Handkamerabildern zieht er das Publikum mitten ins Geschehen dieses Psychothrillers. Er schafft mit "Black Swan", was nur ganz wenige Filme erreichen. Er berührt, verstört und lässt das Publikum ungläubig und mit den Tränen kämpfend den Saal verlassen.
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